Skip to main content

Headbild

2011 - 3

Aus der Traum? Museum statt Konzerthaus?

 PASSAUER NEUE PRESSE, 19.07.2011, Jörg Klotzek

Vom Stuhl gefallen sind dem Vernehmen nach einige Passauer Kulturschaffende, als man ihnen die Nachricht von den neuesten Plänen der Stadt kundgetan hatte: Im Klostergarten könnte der Freistaat sein Bayern-Museum errichten, wenn denn die Wahl auf Passau fiele. Zumindest hat die Stadtspitze kurz vor Fristablauf eine Bewerbung um das Museum der Bayerischen Geschichte abgegeben.

PNP19-07-2011

Eigentlich für ein Konzerthaus vorgesehen - nun hat die Stadt die 4000 Quadratmeter große Wiese im Klostergarten dem Freistaat angeboten. Der such einen Standort für sein "Museum der Bayerischen Geschichte". (Foto: Jäger)

Kernstück des auch für viele Stadtpolitiker überraschenden Vorstoßes von OB Jürgen Dupper ist ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück hinterm Stadtturm − im Volksmund „Konzerthauswiese“ genannt. Denn die Ursprungsidee der Neuen Mitte war nicht die Einkaufsarcade Stadtgalerie, sondern ein Kultur- und Konzerthaus auf dem ehemaligen Exerzierplatz. Doch nachdem 2007 die Passauer bei einem Bürgerentscheid gegen ein solches Bauwerk stimmten, war die „Konzerthauswiese“ eine Brache. Bis vergangenen Freitag.

Da reichte die Stadt ihre Unterlagen für das „Museum der Bayerischen Geschichte“ ein, um das sich Kommunen in ganz Bayern bewerben. „Wir wurden Ende Mai angeschrieben, ob wir uns nicht als Standort bewerben möchten“, sagt Rathaussprecher Herbert Zillinger auf Anfrage der PNP. In relativ kurzer Zeit habe die Verwaltung eine fundierte Bewerbung erstellt, die nun abgegeben wurde. „Wir haben darüber die Fraktionsvorsitzenden am vergangenen Mittwoch informiert“, sagt Zillinger auf die Frage, wieso die Bewerbung ohne Information des Stadtrates erfolgte. „Das Thema steht auf der Tagesordnung des Kulturausschusses bei dessen Sitzung Ende Juli.“

„Erfreulicherweise scheint sich sowohl beim OB wie bei der Verwaltung die Einsicht durchgesetzt zu haben, dass die Errichtung dieses Museums für die Stadt wie ganz Ostbayern ein unschätzbarer Gewinn wäre“, war die Reaktion von Stadtrat Alois Feuerer. Seine FWG habe schon 2009 eine solche Bewerbung gefordert, doch habe Kulturreferent Dr. Max Brunner den Vorstoß zurückgewiesen. Er habe einen Besucherrückgang fürs Oberhausmuseum durch die staatliche Konkurrenz befürchtet, sagte Feuerer. Diese Bedenken seien jetzt offenbar hinfällig. „Wir begrüßen die neueste positive Entwicklung in Sachen Geschichtsmuseum sehr“, lobte der Stadtrat. „Wir sollten alles in unseren Kräften Stehende tun, um dieses Museum nach Passau zu bringen“.

Das findet auch Andreas Dittlmann von der FDP, der sich aber auch wundert, „warum wir uns erst jetzt bewerben, wo doch die Ausschreibung schon lange läuft“. Grundsätzlich sei es zu begrüßen, wenn die Stadt „diese Brache einer sinnvollen Nutzung“ zuführe. „Der Standort wäre ideal“, aber auch das Oberhaus wollte Dittlmann ins Auge gefasst sehen.

Distanziert hat Matthias Koopmann reagiert, Stadtrat und Vorsitzender der Bürgerinitiative Konzerthaus Passau e.V. Die Stadt entziehe damit den nie aufgegebenen Plänen für ein Konzerthaus in der Neuen Mitte die Grundlage, ohne mit den Befürwortern gesprochen zu haben. „Wir werden die Stadt um Aufklärung bitten, was sie dazu bewogen hat, diese Entscheidung zu treffen.“ Außerdem hält Koopmann die Konzerthauswiese technisch wie baurechtlich nicht für geeignet, ein Museum dieser Größe aufzunehmen.

Das sieht man im Rathaus ganz anders. Wie Herbert Zillinger sagt, sei wegen der Kürze der Zeit die Information des Stadtrates so spät und knapp ausgefallen. Von der Größe wie vom Rechtlichen her wäre das Grunstück ideal, die geforderte Nutzfläche wäre machbar und Parkplätze, Zentralität und Besucherströme seien reichlich vorhanden, ebenso die Nähe zu ZOB und Bahnhof.

Wichtig sei dem „Haus der bayerischen Geschichte“ als Betreiber des Museums auch die Nähe zu einem Kino, denn die bayerische Filmkultur soll Bestandteil des inhaltlichen Konzeptes sein. Und noch wichtiger: „Das Grundstück steht im Alleineigentum der Stadt − einer Übereignung an den Freistaat stehen keinerlei rechtliche Hindernisse entgegen.“