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2008 - 2

Wunsch und Wirklichkeit

PASSAUER NEUE PRESSE, 02.10.2008, Franz Danninger

Das war zu früh. Nicht einmal das Trauerjahr ließen die Verfechter eines Konzerthauses für Passau ins Land ziehen, ehe sie begannen, erneut massiv dafür zu werben. Es mag die Menschen um Volker Mangold und natürlich ihn selbst ehren, dass sie trotz der herben Niederlage am 21. Oktober 2007 nicht die Flinte ins Korn werfen. Doch das war zu schnell.

Und der Vorstoß war nicht gut gemacht. Wieder einmal nicht. Wenn ich weiß, dass einer meiner einstigen Gegner nun darüber mitentscheidet, ob mein Wunsch Wirklichkeit werden kann oder nicht, dann zeugt es von - sagen wir - „gesundem Selbstbewusstsein“, öffentlich anzukündigen, man werde sich demnächst einen Termin bei ihm geben lassen, um mit ihm darüber zu sprechen. So passiert am Dienstagabend. Besser dürfte es wohl sein, vorher den Telefonhörer in die Hand zu nehmen. Nachher hebt vielleicht niemand mehr ab.

Ein Oberbürgermeister muss die Belange aller Bürger im Auge haben, das verstehe er ja, sagt EW-Intendant Freiherr von Freyberg. Doch im nächsten Satz lamentiert er, dass er keine Anne-Sophie Mutter einladen könne und keinen Alfred Brendel. Kein Saal da, vom Geld ganz zu schweigen. Ein Konzerthaus müsse her, möglichst groß. Denn bei 1400 Plätzen könnten die 60 000 bis 70 000 Euro, die ein Brendel nun mal koste, durch doppelt soviele Köpfe geteilt werden wie bei 700 Plätzen. Ist doch logisch, oder Herr Oberbürgermeister (im Eifer des Gefechts auch rasch mal der „Herr Obermeister“ genannt)? Dieser deutet nur mal locker zur dringend sanierungsbedürftigen Dreifachturnhalle: „Dort meint man, der Ostblock existiert noch.“ Erst wenn solche Baustellen erledigt seien und noch etliche andere, dann hält Dupper eine neue Debatte „Europäisches Haus“ für sinnvoll. Vorher nicht.
Es könnten noch viele Trauerjahre bevorstehen.